Pathologien und Pathologisierungen begleiten die Medien wie ein unheilvoller Schatten; schon die erste Darstellung einer Druckmaschine zeigt einen Totentanz. Was sich von der sokratischen Fabel eines tiergestaltigen Ungeheuers „Theut“ als Erfinder der Schrift, über die Lesepathologien am Beginn der Massenalphabetisierung im 18. Jahrhundert, die Kollision von ästhetischer Moderne mit Drogen und Psychopathologie in Frankreich um 1845, bis zu den Phantasien des Cyberspace und der Neuromancer zieht, scheint auch die Anfälligkeit der Medien selbst einzuschließen: Papierzerfall und Bibliotheksbrand, Ausfälle und elektrische
Schläge am Telephon, schließlich eine eigene Art von Infektion durch virtuelle Viren bedrohen stetig ihre Arbeit. In den letzten Jahren kommen dazu noch negative soziale Verflechtungen, „Fake News“, Verschwörungsmythen, Cybermobbing, Angriffe auf rechnergesteuerte Infrastruktur. Wir wollen im Seminar solche unheilverkündenden Begleiter im Kontext ihres Auftretens näher untersuchen.
Eine eingehendere Literaturliste wird am Beginn des Seminars ausgegeben, wobei den Teilnehmern für neueste Aktualisierungen im Bereich Cyberkriminalität und -mobbing, Viren, Würmer etc. gedankt sei.- Kursverantwortliche/r: Dr. phil, M.A. Gerhard Scharbert