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„Ach!“ Geschichte und Poetik der Kunst-Stimme
Di, 14-16 Uhr, Raum 1.301

Während sich heute wohl niemand mehr über manipulierte Bilder wundert, verbürgen Stimmen mehr denn je – etwa in den sozialen Medien – die Authentizität ihrer Sprecher:innen. Doch auch die scheinbar unnachahmliche Prosodie einer individuellen Stimme kann mittlerweile täuschend echt simuliert werden. Angesichts dieses gegenwärtig zu beobachtenden Paradoxons soll im Seminar der Geschichte und Poetik künstlicher Stimmen nachgegangen werden. An welche historischen Stimm- und Sprachmaschinen knüpfen heutige Deep Fake Voices an und wie wurden sie erzählerisch antizipiert – von Johannes Keplers Traum einer künstlich imitierbaren Stimme (Somnium sive astronomia lunaris, 1634), E.T.A. Hoffmanns Der Sandmann (1816), Salomo Friedlaenders Goethe spricht in den Phonographen (1916), Marcel Beyers Flughunde (1995) bis zur schwedischen Sci-Fi-Serie Real Humans (2012), dem Spielfilm Her (2013), einer Romanze zwischen einem Menschen und der Stimme eines intelligenten Betriebssystems oder Andres Veiels Ökozid (2020), einem filmischen Vorausblick auf die politischen Implikationen manipulierter Stimm- und Videoaufzeichnungen? Anhand dieser und weiterer Erzählungen künstlicher Stimmen soll ein Gespräch über die Stimme (in) der Literatur angeregt werden. Der Leistungsnachweis kann über die Mitarbeit in einer Expert:innen-Gruppe (gemeinsamer Impulsbeitrag und Thesenpapier zu einer Sitzung) erbracht werden.

Das Seminar findet in Verbindung mit den Mosse Lectures statt, die sich im Wintersemester 2022/23 der Stimme widmen. Siehe https://www.mosse-lectures.de/.


Semester: WiSe 2022/23