Die biblische Geschichte von der Erschaffung des ersten Menschenpaares, vom Sündenfall und von der Vertreibung aus dem Paradies verbindet göttlichen Ursprung und satanische Verführung, natürliche Geschlechtlichkeit und kulturelle Scham, Erkenntnisgewinn und Schuld. In Dichtung, Kunst, Theologie und Philosophie wurde diese Erzählung immer wieder adaptiert, interpretiert, transformiert und parodiert – von der Spätantike bis in die Gegenwartsliteratur.
Einige Stationen dieser Rezeptionsgeschichte wollen wir im Seminar näher untersuchen. Am Anfang steht die Lektüre des biblischen Texts und seiner wirkungsreichen Auslegung in der spätantiken Theologie (Erfindung der ‚Erbsünde‘ bei Augustinus). Schwerpunkte liegen dann auf der Frühen Neuzeit (Adam-und-Eva-Dramen von Hans Sachs und Friedrich Gottlieb Klopstock; John Miltons grandioses Epos „Paradise Lost“), auf der Zeit um 1800 (Abhandlungen von Immanuel Kant und Friedrich Schiller über den Anfang der Menschheitsgeschichte, Heinrich von Kleists Lustspiel „Der zerbrochne Krug“ über den Dorfrichter Adam und die junge Eve) und im frühen 20. Jahrhundert (Otto Borngräber, „Die ersten Menschen“; Thornton Wilder, „The Skin of Our Teeth“). Ebenfalls berücksichtigt wird die ikonographisch-bildkünstlerische Tradition.


Vorgesehene Arbeitsleistung: spezielle Zuständigkeit für eine Sitzung (Hintergrundpapier und Kurzreferat).

Semester: WiSe 2022/23