Die Musik des 17. Jahrhunderts entzieht sich weitestgehend der Betrachtung durch Ansätze musikalischer Werkanalyse wie sie die Musiktheorie für Werke späterer Jahrhunderte entwickelte. Auf Basis dieser Erkenntnis formulierte Hans Heinrich Eggebrecht in seiner Schütz-Monografie bereits im Jahr 1959 die Idee, dass einzig die Kompositionslehre des 17. Jahrhunderts „Zugang zum Verständnis“ dieser Musik weisen könne. Seitdem hat sich die Lesart der Quellen jedoch bisweilen drastisch geändert. Im Seminar soll das Studium dieser gelegentlich auch als „Musica poetica“ betitelten Kompositionskunst der musikalischen Analyse geistlicher Vokalmusik des 17. Jahrhunderts dienen. Ausgewählte Schlüsselwerke von Jan Pieterszoon Sweelinck, Johann Crüger, Johann Andreas Herbst und Christoph Bernhard liefern dazu die Begriffe und Modelle. Durch inhaltliche Exkurse zu Repertoire, Gattungen, Notation und komplizierte Kompositionstechniken entsteht den Teilnehmer*innen ein breiter erster Überblick über die großartige Musik des 17. Jahrhunderts.