Kleidung ist in Bildern der Frühen Neuzeit allgegenwärtig, und ihre Darstellung hat für die ästhetische Wirkung und die Aussagen der Kunstwerke erhebliche Relevanz. In Malerei, Skulptur, Zeichnung und Druckgraphik werden Kleidung und Textilien oftmals mit großem künstlerischem Aufwand in Szene gesetzt. Dabei hat Kleidung eine Bedeutung sowohl in ihren materiellen und formalen Qualitäten, als auch durch die inhaltlichen Verweise, die sie als komplexes Zeichensystem in die Bilder hineinträgt. Das Seminar nimmt sich zum Ziel, historische Bedeutungshorizonte der Kleider und ihrer bildlichen Repräsentation nachzuvollziehen.
Hierbei stellen sich Fragen und methodische Herausforderungen, die anhand ausgewählter Beispiele aus Renaissance und Barock diskutiert werden. Voraussetzung sind Grundkenntnisse der Kostüm- und Modegeschichte, die im Seminar erarbeitet und vertieft werden. Es soll insbesondere das Verhältnis von dargestellter Kleidung in Bildern und realer Kleidung im gelebten Alltag reflektiert werden, so dass ein interdisziplinärer Blick an der Schnittstelle von Bildwissenschaft und Kostümgeschichte erforderlich ist. Indem Kleidung als Mode ein spezifisches Verhältnis zu Zeitlichkeit hat, eignet sie sich auf besondere Weise für die Darstellung vergangener Ereignisse in Historienbildern. Ebenso dient Kleidung als Zeichen kultureller Identitäten der Sichtbarmachung von Selbst- und Fremdbildern.
All dies gibt Anlass zu weiterführenden methodischen und theoretischen Reflexionen, die sich unter anderem mit der Konstruktion von Geschichte, Rezeptionsästhetik und Modetheorien beschäftigen. Im Seminar werden klassische Methoden der Kunstgeschichte Anwendung finden, ausgewählte einschlägige Texte der verwandten Forschungsfelder erarbeitet, sowie neueste Beiträge zur bildwissenschaftlichen Methodenbildung vorgestellt.
Kurs-Information
Semester: SoSe 2022