Die Revolution ist zurück auf der Bühne der Weltgeschichte. Nachdem lange Zeit die Vorstellung dominierte, das Zeitalter der politischen und sozialen Revolution sei vorbei, haben revolutionäre Bewegungen vor allem außerhalb Europas neu die Idee befeuert, dass solche Formen grundlegenden und schnellen Gesellschaftswandels denk- und vielleicht sogar machbar sind – auch wenn die aktuellen Erfahrungen mit dem arabischen Frühling und Belarus keineswegs Erfolgsgeschichten erzählen lassen. Diese revolutionären Bewegungen, aber auch die Revolutionen im Europa der Zwischenkriegszeit, erst recht diejenigen Außereuropas, haben aber ein ganz anderes Gesicht als die atlantischen Revolutionen der Frühen Neuzeit oder die klassischen Revolutionen des 19. Jahrhunderts. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage danach, wie sich die Vorstellung von einer Revolution und die Praxis revolutionären Handelns veränderte. Damit ist auch die Frage gestellt, in welcher Weise die Akteure, die Beobachter und die Geschichtsschreiber sich auf eine Tradition der Revolution bezogen, wie sie Vorbildrevolutionen nachspielten oder sich von früheren Formen absetzten. Es geht also im wesentlichen um eine Wahrnehmungs-, Rezeptions- und Performanzgeschichte der Revolution, nicht um revolutionäre Geschehnisse als solche. In diesem Kontext will das Forschungsseminar eigenständige Forschungsprojekte erarbeiten, die auch die Möglichkeit zu einer Masterarbeit bieten. Dabei ist der thematische Raum offen, von der Frühen Neuzeit bis heute, von Frankreich bis Nicaragua, Iran oder die aktuellen Bewegungen in Osteuropa und dem Mittleren Osten. Interessentinnen und Interessenten wird empfohlen, schon im Vorfeld Projektüberlegungen anzustellen und sich gerne vorher schon mit dem Veranstalter in Verbindung zu setzen.

Semester: SoSe 2022