Naturkunde ist ein zentraler Teil der Geschichte imperialer Aneignungen der Welt. Zoologisches, botanisches, mineralogisches und paläontologisches Sammeln beruhte weitgehend auf kolonialen Infrastrukturen, profitierte von asymmetrischen Machtstrukturen und der Arbeitskraft der lokalen Bevölkerung. Durch die Extraktion von Ressourcen und Wissen entwickelten sich die Museen in den europäischen Metropolen zu kolonialen Archiven, die die Basis für die fortgesetzte politische und wirtschaftliche Ausbeutung der kolonisierten Territorien und Menschen bereitstellten. Wie ethnologische Sammlungen wuchsen auch naturhistorische Sammlungen während der Kolonialexpansion überproportional an. Bis heute bilden Objekte kolonialer Provenienz eine national und international bedeutsame Grundlage der Ausstellungs- und Forschungstätigkeit. Um diese Strukturen genauer zu kennzeichnen und mit konkreten Beispielen nachverfolgen zu können, widmet sich das Seminar den Sammlungsbeständen, die ursprünglich aus Kamerun stammen.

 

Anhand zentraler Texte zur Kolonial- und Landesgeschichte erarbeitet das Seminar den Stand der Forschung, um eine Grundlage für die Exkursion in folgende Sammlungsinstitutionen zu legen: Museum für Naturkunde Berlin, Botanischer Garten und Museum sowie das Ethnologische Museum. Dort werden wir durch Führungen und Referate Einblicke in die Geschichte transdisziplinärer Sammelpolitiken und -praktiken, gegenwärtige institutionelle Entwicklungen und öffentliche Debatten erhalten.


Semester: SoSe 2022