Das Seminar diskutiert kulturtheoretische Zugänge zum historischen deutschen Faschismus. Im Zentrum stehen klassische Texte aus dem Kontext der Frankfurter Schule, die von aktuellen Texten zum Thema ergänzt werden.

Zunächst geht es um historische Phänomene kultureller Aspekte des deutschen Faschismus, um den Hitler-Gruß, Johanna Haarers schwarze Pädagogik, die Angst als Grundstimmung des Faschismus, die Verschwiegenheit, den Lichtdom und Arno Brekers Skulptur Bereitschaft. Zweitens soll an Wilhelm Reichs Massenpsychologie des Faschismus nachvollzogen werden, dass die ursprünglich ökonomistischen Theorien den Faschismus nicht erklären können, sondern dass dazu das Eigengewicht der Ideologie herangezogen werden muss. Da allerdings Reich die Ideologie auf Individualpsychologie reduziert, ist demgegenüber ein kulturtheoretischer Zugang zur faschistischen Ideologie nötig, der Ideologie als ein durch kollektive Praktiken und kulturelle Strukturen vermitteltes Verhältnis der Individuen begreift. Ein solcher lässt sich anhand von Arbeiten Theodor W. Adornos, Walter Benjamins und Raul Hilbergs studiert werden. Die individualpsychologische Perspektive auf den Faschismus hat allerdings noch eine weitere Konsequenz: Es wird nicht zwischen Autoritarismus und Faschismus unterschieden. Diese Differenz soll mit Hannah Arendt eingeführt und mit Horkheimer/Adorno weitergeführt werden. Nur mit dieser Spezifik des Faschismus kann auch die antisemitische Vernichtungsmaschinerie begriffen werden. Schließlich sollen mit der Bedeutung von Antiziganismus, Geschlecht und Kolonialismus für den Faschismus Themen diskutiert werden, die in der üblichen Diskussion oft unterbelichtet bleiben.

Das Seminar orientiert sich an folgendem Buch: Emanuel Kapfinger (2021), Die Faschisierung des Subjekts. Über die Theorie des autoritären Charakters und Heideggers Philosophie des Todes. Mit einem Vorwort von Micha Brumlik, Mandelbaum Verlag.


Semester: SoSe 2022