Empirische Forschungen sind auf Theoriebildung angewiesen, beginnend mit der Gegenstandskonstitution über Fragen der Methodologie bis hin zur Bestimmung des Verhältnisses von Theorie und Praxis und des Bezuges zu den Medien, Feldern und Institutionen der Bildung. Diese Fragen werden exemplarisch mit Wilhelm von Humboldt in diesem Kolloquium diskutiert. Es werden ausgewählte Gegenstandsbereiche Humboldt´scher Forschungen – Bildung, Sprache, Kultur, Ethnien, Staat, Politik, Universität, Schule, Curriculum – aus der Perspektive der Bildungsforschung betrachtet und für diese fruchtbar gemacht. Die neuere Humboldt-Forschung zeichnet ein Bild eines Bildungsforschers, der empirisch orientiert vorgeht (Mattig 2019). Humboldt zeigt, dass Theorie und Empirie eng verknüpft sind. Mit Blick auf seine empirischen und anthropologischen Arbeiten wird es möglich, Bildungstheorie mit empirischer Bildungsforschung zu korrelieren. Damit wird es zum einen möglich, Bildungstheorie und Bildungsforschung als Kulturwissenschaft zu rahmen. Zum anderen wird es damit möglich, einen Blick auf pädagogische Praxis zu werfen, der eine Balance zwischen Relativismus und Universalismus, zwischen Individuum und Menschheit zu finden glaubt. Bildung ist damit nicht nur Geistesbildung, sondern auch Praxis, die sich sowohl individuell als auch kollektiv, sowohl geistig als auch leiblich ausdrückt.

Voraussetzung für die erfolgreiche Teilnahme am Seminar ist eine regelmäßige Mitarbeit, die Bereitschaft, wissenschaftliche Texte zu studieren und zu diskutieren sowie eine vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre anzuerkennen.

Anmerkung für Studierende des Grundschullehramts: Bitte stimmen Sie mit H. Brinkmann ab, ob diese oder die Veranstaltung "Werkstattseminar qualitative und phänomenologische Bildungsforschung" für Sie das geeignetere Angebot im Rahmen des Abschlussmoduls darstellt.


Semester: SoSe 2022