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„Sonderbar! [...] [S]ollten zufällige Ereignisse einen Zusammenhang haben? Und das, was wir Schicksal nennen, sollte es bloß Zufall sein?“, so überlegt schon Wilhelm in Goethes „Wilhelm Meisters Lehrjahre“ (7. Buch, 9. Kapitel). Die Reflexion über die Kontingenz oder Schicksalhaftigkeit historischer Ereignisse sowie persönlicher Erlebnisse ist seit jeher ein zentrales philosophisches und theologisches, aber eben auch literarisches Anliegen. Dass dieses Thema gerade vor dem Hintergrund einer häufig als instabil erfahrenen Wirklichkeit mit neuer Vehemenz in den Vordergrund drängt, beweisen die Vielfalt und Häufigkeit, mit der Schicksal, Kontingenz und Zufall in der Gegenwartsliteratur verhandelt werden. Das SE will diesem Phänomen und seinen unterschiedlichen Ausprägungen genauer nachspüren: Einleitend sollen mithilfe einiger theoretischer Texte die für das Seminar zentralen Begriffe und deren Verhältnis zueinander geklärt werden. Zur Einstimmung in den anschließenden literarischen Block werden wir Jean-Paul Sartres „Der Ekel“ lesen, der die Kontingenz schon früh als zentrale Kategorie der modernen Wirklichkeitserfahrung ausgewiesen hat. Im Anschluss daran ist die intensive und vergleichende Lektüre von Michael Kleebergs „Ein Garten im Norden“, Sibylle Lewitscharoffs „Blumenberg“ und Marion Braschs „Lieber woanders“ geplant.

Semester: SoSe 2022