Im 19. Jahrhundert prägte sich unter realistischem Vorzeichen eine
Erzählgattung aus, in der regelmäßig ländliche Sozialräume mit
Modernisierungsprozessen konfrontiert wurden. Diese „Dorfgeschichten“
erlaubten es den Autor*innen, Gegensätze zwischen Stadt und Land,
Zentrum und Peripherie, Tradition und Moderne und andere mehr oder
weniger konfliktträchtige Konstellationen unter wechselnden historischen
und politischen Vorzeichen zu narrativieren. Auch wenn inzwischen die
Rede von „Dorfgeschichten“ aus der Mode gekommen ist, hat die
Schreibweise in unterschiedlichen Formaten überlebt und ist nach wie vor
lebendig, wie Bestseller von Juli Zeh, Robert Seethaler und anderen
belegen. In dem Seminar werden wir einzelne Stationen der
Gattungsgeschichte exemplarisch beleuchten und dabei unterschiedliche
Zugänge und Analyseverfahren diskutieren. Auf der Lektüreliste stehen
Bertold Auerbach: „Die Frau Professorin“ (1851); Marie von
Ebner-Eschenbach: „Krambambuli“ (1883); Oskar Maria Graf: „Finsternis“
(1926); Robert Seethaler: „Ein ganzes Leben“ (2016).
- Kursverantwortliche/r: Dr. Stefan Born