„Körper sind unweigerlich vergeschlechtlicht, sozial klassifiziert, ethnisch und kulturell codiert sowie Normalitäts- und Ästhetikdiskursen unterworfen. So werden unterschiedliche und unterschiedene Körper laufend hervorgebracht und verändert. Im Zuge dieser Herstellungsprozesse von Körpern manifestieren sich gesellschaftliche Macht- und Dominanzverhältnisse“ (Bruner, 2005, S. 33).

Im Kontext der Frauen-, Queer- und Behindertenbewegungen der 1970er Jahre wurde der Körper zunehmend in der soziologischen Forschung thematisiert, welche Kritik an der „normativen Ordnung des Somatischen“ (Raab, 2012, S. 71) ausübte. Die Wende hin zum menschlichen Körper in den 1990er Jahren wird alsbody turn (vgl. Gugutzer 2006) bezeichnet. Er bewirkte einen Paradigmenwechsel in den Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften,welche den Körper im Verhältnis zu „sozialen, ökonomischen, kulturellen, politischen,medialen und technologischen Prozessen“ (Gugutzer, Klein & Meuser, 2017, S. V) betrachteten. Grundlegend wird der Körper als „Wissensspeicher sozialer Zugehörigkeit“ (Degele, 2017, S. 116) und gleichzeitig als ProduzentundProduktvon Gesellschaft verstanden (vgl. Gugutzer, 2006; Dederich, 2007; Windisch, 2014). Damit nimmt ein sozio-kulturelle Verständnis des Körpers eine bedeutsame Rolle in der Konstruktion von differenten Körpern ein.

In diesem Seminar werden sozialkonstruktivistische, handlungsorientierte und phänomenologische Ansätze zum Körper vereint. Das Verhältnis des Menschen zu seinem Körperwird anhand dessen mit philosophisch-anthropologische Zugängen diskutiert.

Semester: SoSe 2022