Achtung: Die erste Sitzung findet am 28. April

Aufklärung jetzt! In Zeiten wirtschaftlicher Spannungen, politischer Polarisierung und allgemeinen Misstrauens gegenüber Institutionen wird die Philosophie der Aufklärung als eine kohärente Weltsicht wahrgenommen, die auf einer normativen, wissenschaftlichen und rationalen Denkschule beruht. Als Reflexions- und Identifikationsgrundlage prägt sie die zeitgenössischen Debatten über Themen wie die Rolle der Wissenschaft gegenüber Verschwörungstheorien und Obskurantismus. Ein Paradebeispiel für diese Instrumentalisierung der Aufklärung ist das mit Daten und Statistiken gespickte Bestseller-Buch: Steven Pinker Enlightenment now. The case for Reason, Science, Humanism, and Progress (2018). Die Philosophie der Aufklärung als Wegbereiter für die „beste aller möglichen Welten“? Nicht uneingeschränkt. Seit den späten 1970er Jahren hat die postkoloniale Kritik an der Aufklärung Konjunktur und taucht regelmäßig in Debatten über Themen wie Rasse, Geschlecht und Kolonialismus wieder auf. Die kritische Frage lautet: Sollten wir weiterhin europäische Schriftsteller des 18. Jahrhunderts verehren und lehren, deren universalistischer Anspruch dazu beitrug, den westlichen Imperialismus zu legitimieren? In diesem Seminar werden wir anhand einer Reihe wichtiger Texte und unterschiedlichen literarische Gattungen über die heutige Relevanz der Aufklärung nachdenken.

Der Unterricht findet auf Französisch und auf Deutsch statt.

Die Primärtexte müssen auf Französisch gelesen werden können.

Semester: SoSe 2022