Seit dem Ersten Weltkrieg bildete sich in Nordeuropa eine außenpolitische Linie heraus, die darauf abzielte, keine militärischen Bündnisse mit anderen Staaten einzugehen und besonders im Kriegsfall neutral zu bleiben. Gleichwohl hat es davon immer wieder Abweichungen gegeben bzw. wurde der Begriff der Neutralität mitunter recht weit ausgelegt. In der Zeit des Kalten Krieges verfolgte man vor allem eine Politik des „Dritten Weges“ – und zwar sowohl außenpolitisch als Abstinenz von internationaler Blockpolitik als auch wirtschafts- und sozialpolitisch „zwischen Kapitalismus und Kommunismus“. Dass auch dieser „Dritte Weg“ nicht immer lupenrein verlief, zeigen die NATO-Mitgliedschaft Dänemarks und Norwegens und die EWG/EG-Mitgliedschaft Dänemarks bis heute. Im Seminar soll der außen-, wirtschafts-, sozial- und kulturpolitische Kurs Dänemarks, Islands, Norwegens, Schwedens und Finnlands in der Zeit des Kalten Krieges nachverfolgt und hinsichtlich seiner inneren Logik und seiner Widersprüche analysiert werden. Dabei werden wir den historischen Bogen vom Kriegsende 1945 bis zum Zusammenbruch des Ostblocks 1990 schlagen und eine vergleichende und transnationale Analyse zwischen den Ländern Nordeuropas versuchen.

Einführende Literatur:

  • Dahl, Ann-Sofie: US Policy in the Nordic-Baltic Region: During the Cold War and after. Washington D.C. 2008.
  • Kramer, Mark; Aryo Makko und Peter Ruggenthaler (Hg.): The Soviet Union and Cold War Neutrality and Nonalignment in Europe. Lanham 2021.
Semester: SoSe 2022