Die rapide Zunahme der jährlichen Zahl an Mekka-Pilgernden ist ein dezidierter muslimischer Beitrag zur Globalisierung mit weitreichenden politischen, ökonomischen und sozialen Implikationen. Eingebunden in lokale und globale Tourismusindustrien und neue Märkte für islamischen Konsumerismus, die Kommodifizierung der Mekka-Pilgerreise, eine der fünf Säulen des Islam, wirft die Frage auf, wie sich das Religiöse im Zusammenspiel von Mobilität, Infrastruktur, Transport, Governance, und kapitalistischen Märkten rekonstituiert. Das Seminar nimmt diese Frage zum Ausgangspunkt und zeichnet am Beispiel muslimischen Pilgerns soziale, politische und kulturelle Wandlungsprozesse in den postkolonialen Gesellschaften Asiens und Afrikas nach. Die Mekka-Pilgerreise dient dabei einerseits als Linse, um neben ihrer religiösen Bedeutung diese muslimische Praxis im Kontext von Feminisierung der Arbeitsmigration, neuen urbanen Mittelschichten oder postkolonialen Nationalismus zu beleuchten. Ziel des Seminars ist es, die religiöse Ökonomie der Hajj-Pilgerreise im Kontext von Globalisierung zu verstehen und zugleich in ihrer historischen Entwicklung zu erfassen.
Lernziele:
Information über die Fähigkeiten und Kompetenzen, die im Kurs entwickelt werden sollen (z.B. Lesen und Interpretation von Originaltexten, akademisches Schreiben, Feldforschung usw.)
Basierend auf der Lektüre und Diskussion relevanter und aktueller wissenschaftlicher Literatur aus den Bereichen Regionalwissenschaften, Ethnologie, Geschichtswissenschaften und kritischer Islamforschung in Kombination mit digitalen und visuellen Medieninhalten erwerben die Studierenden über einen multiperspektivischen und multidisziplinären Zugang ein umfassendes und differenziertes Verständnis über 1) die Globalität und Globalisierung der Mekka-Pilgerreise, und 2) die Verflechtung muslimischen Pilgerns mit ökonomischen, sozialen und politischen Dynamiken. Dazu gehört die kritisch-reflexive Auseinandersetzung mit vorwendeten Quellen, insbesondere mit Blick auf gängige Repräsentationen des Themas in der akademischen Literatur, z.B. in Form von Response Paper. Die Auseinandersetzung mit dem Konzept religious economy wird über eigenständige Forschungsanteile (Studierendenprojekte) ergänzt. Diese dienen der Vertiefung der konzeptuellen und epistemologischen Diskussionen im Seminar.
- Kursverantwortliche/r: David Amiri
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Manja Stephan-Emmrich