Gerade in Zeiten der Krise ist viel von Solidarität die Rede. Dabei erscheint Solidarität oft als vage Allzweckformel. Gleichzeitig führen uns Krisen – etwa auch die Corona-Pandemie, die bei weitem nicht alle in gleicher Weise betrifft – vor Augen, dass Solidarität angesichts der sozialen und politischen Herausforderungen, von sozialer Präkarisierung über rassistische Ausschlüsse bis zur Klimakatastrophe unverzichtbar ist. Aktuell setzen sich zahlreiche Ethnographien ebenso wie philosophische Ansätze mit Praktiken und Theorien von Solidarität auseinander. Das Seminar führt entlang dieser aktuellen und entlang ausgewählter klassischer Beiträge in die Geschichte und Gegenwart des Solidarisch-Seins und der Theorien von Solidarität ein. Daneben laden wir uns Gäste hinzu, deren intellektuelle, künstlerische, politische oder soziale Tätigkeit in der Herstellung von Solidarität besteht. Wir beginnen das Seminar mit einer Überlegung, die wir im Verlauf des Seminars zur gemeinsamen Diskussion stellen und überprüfen wollen. Sie lautet: Solidarisch zu sein ist immer ein Akt oder eine Haltung der Verbundenheit. Solidarität setzt keine sozialen Gruppen voraus, sondern besteht im Einsatz für ein Gemeinsames, das in der Praxis geschaffen und stets erneuert wird. 

Wir laden Studierende der Europäischen Ethnologie ebenso wie der Philosophie ein, sich in gemeinsamer Diskussion mit der Frage zu befassen: Was eigentlich ist eine solidarisch verfasste Gesellschaft?  


Semester: WiSe 2021/22