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In den 1970er Jahren avancierte Bachtin zum weltweit meistdiskutierten Kulturtheoretiker Russlands und viele moderne theoretische Diskurse verdanken ihm wesentliche Impulse. Während sein Frühwerk im Zeichen einer philosophischen Ästhetik stand, profiliert sich der Literaturtheoretiker Bachtin vor allem durch die Auseinandersetzung mit der Formalen Schule.

Von einer rein formalistischen Kunsttheorie, die technische Verfahren ohne Rücksicht auf ihre soziale Funktion untersucht, distanzierte sich Bachtin. So situiert er Kunst zwischen Erkenntnis und Handeln: theoretisches, praktisches und ästhetisches Verhalten sind  normorientiert, und da Kunst nicht wertfrei ist, gleicht sie, nach Bachtin, mehr verantwortungsvollem Handeln als theoretischer Erkenntnis. Die räumliche Struktur der fiktionalen Welt gibt Aufschluss über die Struktur des dazugehörigen ›Weltbildes‹ und präsentiert sich als das räumliche Grundmuster der Wirklichkeitskonstruktion in reduzierter und literarisch transformierter Form.

Dieses Seminar würdigt Michail Bachtin als zeitlos modernen, weltweit viel diskutierten Kulturtheoretiker, als einzigartigen Ideengeber vieler aktueller Wissenschaftsparadigmen wie Intertextualität, Diskursanalyse, Alterität, kulturelles Gedächtnis u.a.! ‚Wort‘, ‚Dialogizität‘, ‚Polyphonie‘, ‚Karneval‘ usw. lassen sich aus dem Blickwinkel seiner „Philosophie der Handlung“ dialogphilosophisch erschließen, weshalb das Seminar mit der Diskussion dieses Textes beginnt.



Semester: WiSe 2021/22