Um 1600 erlebte das Theater sowohl in England als auch in Spanien einen ungeheuren Aufschwung: In England wurden erstmals kommerzielle Spielstätten gebaut, zahllose Stücke wurden neu geschrieben und aufgeführt und einige der damaligen Dichter (vor allem Shakespeare) bereichern die Theaterlandschaft bis heute. In Spanien entstehen etwa zur gleichen Zeit die „corrales de comedias“, in denen vor allem der ungeheuer produktive Lope de Vega, aber auch andere Autoren wie Pedro Calderón de la Barca Stücke für einen breiten Publikumsgeschmack auf die Bühne bringen.

Das Seminar bündelt romanistische und anglistische Perspektiven. Es befasst sich mit Formen von Theatralität, transkulturellen Topoi und intertextuellen Anleihen im frühneuzeitlichen Theater Englands und Spaniens. In der gemeinsamen Lektüre und Diskussion von Stücken wollen wir das Wechselspiel von Text und Aufführung beleuchten und dabei auch Beispiele für die Metatheatralität des frühneuzeitlichen Theaters aufzeigen. Zudem wollen wir wichtige koloniale und soziale Topoi (wie Ehre oder auch Reputation) herausarbeiten und formale Gemeinsamkeiten und Differenzen (etwa im Hinblick auf Genre) thematisieren. Die Zirkulation von Narrativen soll am Beispiel des Don Quijote aufgezeigt werden.

Zur vorbereitenden Lektüre werden folgende Stücke empfohlen: Shakespeare, The Tempest und The Taming of the Shrew; Félix Lope de Vega Carpio, La dama boba [dt.: Die kluge Närrin]; Pedro Calderón de la Barca, La vida es sueño [dt.: Das Leben ist Traum].

Für die Seminarteilnahme werden gute Englischkenntnisse erwartet, Spanischkenntnisse sind von Vorteil, aber keine Voraussetzung (zu allen im Seminar behandelten spanischen Stücke existieren deutsche Übersetzungen und die englischen Stücke werden in der Arden Edition ausführlich kommentiert). Die Durchführung des Seminars ist in einer Mischform aus Online- und Präsenzanteilen geplant (genauere Hinweise zu Semesterbeginn abhängig von der dann herrschenden Pandemie-Situation).


Semester: WiSe 2021/22