Newtons Opticks aus dem Jahr 1704 stellen einen Meilenstein neuzeitlicher Experimentierkunst dar. Zum Auftakt der Vorlesung werde ich die stärksten Experimente Newtons erläutern und auf ihre Beweiskraft hin abklopfen. Seine Theorie gilt in ihren Grundzügen bis heute als korrekt.

Goethes Farbenlehre aus dem Jahr 1810 bietet (neben viel Erbaulichem) eine scharfe und scharfsinnige Attacke auf Newtons Theorie. Goethes Widerspruch gegen Newton ist besser als ihr Ruf. Der Dichter aus Weimar war kein Phantast, sondern ein gewiefter Experimentator mit grandioser mathematischer Intuition. Ihm gelangen präzis reproduzierbare, überraschende Experimente, und diese Experimente sind geeignet, Newtons Beweise der herkömmlichen Theorie nachhaltig zu erschüttern. Wie Goethe zeigen kann, gibt es mindestens eine Theorie, die genauso gut mit allen optischen Experimenten klarkommt wie Newtons. Ich werde Newtons und Goethes beste Experimente im Detail analysieren, die Wissenschaftsphilosophie beider Autoren miteinander vergleichen und mit einer Reihe von Vorurteilen gegen Goethe aufräumen.

Semester: WiSe 2021/22