In diesem Seminar wollen wir versuchen, Phänomene der jüngeren ‘Artificial Intelligence’ auf medien- und technikphilosophische Probleme abzutasten. Welche impliziten Vorannahmen über die Wirklichkeit sind in den Operationen von A.I.-Systemen codiert? Was nehmen A.I.-Systeme wahr, wenn sie Gegenstände, Bilder oder Sprache in unserer Welt “wahrnehmen”?

Ontologie der A.I. meint eine kritische Auseinandersetzung mit solchen grundlegenden Fragen an eine Technologie der Wahrnehmung, Klassifizierung und Mustererkennung, die wir für interessant halten, nicht weil wir den Konzernen von Big Tech irgendwelche Mikroverbesserungen ihrer ethischen Standards vorschlagen wollen, sondern weil sie einen Blick auf die Ordnung der Dinge freilegen können, die A.I. in den jeweiligen Regionen ihrer Anwendung installiert. Vermutlich wird es uns noch länger beschäftigen, welcher Bezug zur Welt als Objekt des Wissens in der nun allgemeinen kulturellen Verwendung von A.I. zum “graben”, “herausfördern” und “abbauen” von großen Datenbeständen ans Licht kommt.
Das Seminar möchte einerseits Einblicke in die Existenzweise von A.I. als Ensemble technologischer Objekte vermitteln, die wir anhand konkreter Fallstudien zu Facial Recognition, Distant Reading und ähnlichen Praktiken versuchen werden. Andererseits gibt es Gelegenheit zur Diskussion der begrifflichen und philosophischen Grundlagen (inklusive der Fallstricke), die in diesen Artefakten implizit am Werk sind. Hier denke ich zum Beispiel an das Konzept der Repräsentation, den Begriff des Lernens oder das Problem der Erkenntnis von Universalien.

Semester: WiSe 2021/22