Der Quietismus ist eine philosophische Grundhaltung, der zufolge bestimmte philosophische Fragen irrelevant, unbeantwortbar, keiner ernsthaften Diskussion würdig oder sinnlos sind. Eine solche Haltung kann auf einen bestimmten Teilbereich philosophischer Fragen eingeschränkt sein (z. B. auf Probleme der Metaphysik), oder aber sich auf das philosophische Projekt ganz allgemein beziehen. Ihre charakteristische Skepsis gegenüber der Reichweite philosophischer Theoriebildung mag auch erklären, warum sich nur wenige Vertreter:innen quietistischer Thesen explizit zu dieser Position bekennen. In einem Überblicksartikel heißt es dazu pointiert: „Much like fanatics and hipsters, quietists are seldom quick to describe themselves as such“ (Kremm/Schafer, „Metaethical Quietism“, 2017).

In diesem Seminar werden wir diskutieren, was eine quietistische Haltung im Kern ausmacht und aus welchen Gründen sie attraktiv bzw. unattraktiv erscheinen mag. In einem ersten Teil werden wir uns dabei mit historisch einflussreichen Ausprägungen des Quietismus beschäftigen (z. B. L. Wittgenstein, H. Putnam, C. Wright). In einem zweiten Teil werden wir uns exemplarisch mit einigen neueren Arbeiten der Meta-Ethik beschäftigen, welche den Quietismus als eigenständige Position über das Wesen ethischer Wahrheiten in der Debatte populär gemacht haben.

Semester: WiSe 2021/22