Der Kaiser hatte ausgefüllte Tage. Das deuten zumindest die Journale an, die seine Adjutanten täglich führten, und, die derzeit an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften digital ediert und publiziert werden. Diese historischen Quellen bilden den Ausgangspunkt bzw. Gegenstand der stark praxisorientierten Veranstaltung, die den Studierenden Einblicke in die editorische Arbeit von Historiker*innen geben wird und dabei sowohl fachwissenschaftliche als auch digitale Kompetenzen vermittelt. Dazu zählen u.a. Kenntnisse über den historischen Kontext der Quellen, ihrer Aufbewahrung und Digitalisierung. Zentral für die editorische Arbeit ist das Lesen bzw. Transkribieren der Texte, was gemeinsam erlernt bzw. eingeübt wird, und sowohl die Entzifferung der alten Schriften als auch die Repräsentation der Texte in Daten betrifft. Die digitale Modellierung der Quellen erfolgt mit der eXtensible Markup Language (XML) nach den Richtlinien der Text Encoding Initiative (TEI), und damit mit etablierten Technologien für die Erfassung von Texten in wissenschaftlichen Editionen. Im Zusammenhang mit der Frage, wie die Journale weiter erschlossen werden können, z.B. durch Kommentierungen oder Register, wird außerdem die Formalisierung von Metadaten und die Verwendung von Normdaten thematisiert. Grundsätzlich sollen die Studierenden ein Verständnis dafür entwickeln, was es bedeutet, historisches Quellenmaterial in Daten zu formalisieren, und welche Potentiale digitale Editionen bieten. Während der Veranstaltung werden die Studierenden an noch nicht publiziertem Quellenmaterial arbeiten, das, wenn möglich, im Anschluss im Rahmen der bestehenden digitalen Edition publiziert werden soll.  

Diese Übung wird von der Digital Humanities-Abteilung „TELOTA“ sowie dem Vorhaben „Anpassungsstrategien der späten mitteleuropäischen Monarchie am preußischen Beispiel 1786 bis 1918“ an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften organisiert. Vorkenntnisse in konkreten Methoden der Digital History und Digital Humanities sind nicht erforderlich.

Das Seminar wird als Mischform synchroner und asynchroner Unterrichtsformen stattfinden. Für die Teilnahme am Seminar und die Bearbeitung des praktischen Teils werden ein internetfähiger Computer sowie die Bereitschaft, Software zu installieren, vorausgesetzt.

Semester: WiSe 2021/22