1923 publiziert Ettore Schmitz, Unternehmer in Triest, der sich in den Jahren zuvor viel mit Sigmund Freud auseinandergesetzt hat, unter dem Namen Italo Svevo den Roman La coscienza di Zeno, zu deutsch ‚Zenos Bewusstsein‘ oder auch ‚Zenos Gewissen‘. Dessen Erzähler und Protagonist Zeno Cosini, ein reicher Müßiggänger, Träumer und Hypochonder, berichtet hier in Vorbereitung auf eine psychotherapeutische Behandlung über sein bisheriges Leben. Der Roman macht Svevo weltberühmt, seine früheren Romane und Erzählungen blieben und bleiben dagegen im Hintergrund. Dabei gestaltet Svevo bereits in Una vita (1892) und Senilità (1898) sowie in Erzählungen wie Lo specifico del dottor Menghi (um 1904) und Ombre notturne (1914) viele der dann auch in La coscienza verhandelten Themen, etwa psychopathologische Störungen, ökonomische Fragen, Vitalismus, Selbstbeobachtung etc., und experimentiert auch hier mit narrativen Strategien wie denen des inneren Monologs, der Traumerzählung, des 'stream of consciousness' und des unzuverlässigen Erzählens.

Wir werden uns im Seminar mit den Romanen Una vita und La coscienza di Zeno sowie mit einigen der Erzählungen auseinandersetzen und der Frage nachgehen, welchen Dialog Svevo hier mit dem psychopathologischen Wissen seiner Zeit führt, mit den Schriften Freuds, aber auch mit denen französischer Psychopathologen des 19. Jahrhunderts, und ob sich Bezüge zwischen diesem Wissen und der Erzählform der Texte herstellen lassen. Das Seminar setzt Italienischkenntnisse voraus, während der Sitzungen arbeiten wir mit den Originaltexten. Bitte besorgen Sie sich die beiden Romane und beginnen bereits in der vorlesungsfreien Zeit mit der Lektüre.


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