Der Großteil des Minnesangs präsentiert Ritter, die über Damen singen.
Aber seit den Anfängen gibt es auch eine Tradition von Liedern, die von
Männern in der Rolle von Frauen gesungen werden – die sogenannten
„Frauenlieder“. Diese Bezeichnung ist irreführend, da es sich eben nicht
um von Frauen, sondern von Männern gesungene Lieder handelt. Diese
Untergattung wurde bislang vor allem unter dem Gesichtspunkt der
„weiblichen Stimme“ untersucht, doch stellt sich auch die Frage der
Geschlechtertravestie – unter welchen Bedingungen und mit welchen Zielen
traten männliche Sänger in weiblicher Rolle auf? Das SE rekonstruiert
die Gattungsgeschichte des „Frauenlieds“ im Vergleich mit dem Haupttypus
des „Männerliedes“. Fragen nach historischen Geschlechterverhältnissen
und Liebeskonzepten werden eine zentrale Rolle spielen. Als
Arbeitsleistung während des Seminars wird die Mitarbeit an einem
schriftlich ausformulierten Dossier erwartet (keine Referate). Am Ende
des Seminars werden die Dossiers und Handouts in einer Gesamtdatei im
PDF-Format (das „Buch zum Seminar“) zur Verfügung gestellt, die der
Prüfungsvorbereitung dienen kann.
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Andreas Kraß