Der Großteil des Minnesangs präsentiert Ritter, die über Damen singen. Aber seit den Anfängen gibt es auch eine Tradition von Liedern, die von Männern in der Rolle von Frauen gesungen werden – die sogenannten „Frauenlieder“. Diese Bezeichnung ist irreführend, da es sich eben nicht um von Frauen, sondern von Männern gesungene Lieder handelt. Diese Untergattung wurde bislang vor allem unter dem Gesichtspunkt der „weiblichen Stimme“ untersucht, doch stellt sich auch die Frage der Geschlechtertravestie – unter welchen Bedingungen und mit welchen Zielen traten männliche Sänger in weiblicher Rolle auf? Das SE rekonstruiert die Gattungsgeschichte des „Frauenlieds“ im Vergleich mit dem Haupttypus des „Männerliedes“. Fragen nach historischen Geschlechterverhältnissen und Liebeskonzepten werden eine zentrale Rolle spielen. Als Arbeitsleistung während des Seminars wird die Mitarbeit an einem schriftlich ausformulierten Dossier erwartet (keine Referate). Am Ende des Seminars werden die Dossiers und Handouts in einer Gesamtdatei im PDF-Format (das „Buch zum Seminar“) zur Verfügung gestellt, die der Prüfungsvorbereitung dienen kann.

Semester: WiSe 2021/22