Was verbirgt sich hinter dem in den letzten Jahren wieder vermehrt verwendeten Begriff Faschismus? Inwiefern hat die damit bezeichnete politische Ideologie und Praxis Nordeuropa seit seinem erstmaligen Auftreten nach dem Ersten Weltkrieg als Abkehr von Parlamentarismus, Liberalismus und Kommunismus geprägt? Welche Rolle spielten nordische faschistische Bewegungen zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges und inwiefern lassen sich ideologische Kontinuitäten bis zum heutigen Rechtsextremismus aufzeigen?

Ausgehend von diesen und ähnlichen Fragen führt der Übungskurs in Theorien und Methoden der vergleichenden Faschismus- und Rechtsextremismusforschung als Beispiel für einen interdisziplinären Forschungszweig ein, der geschichtswissenschaftliche, politikwissenschaftliche und kulturwissenschaftliche Ansätze miteinander kombiniert. Von zeitgenössischen Definitionen über die „emphatische Methode“ (George Mosse), dem sogenanntem „faschistischen Minimum“ (Roger Griffin) bis hin zu derzeit dominierenden transnationalen Ansätzen (Constantin Iordachi) werden Theorien der Faschismusforschung gelesen und diskutiert. Außerdem soll anhand konkreter Fallbeispiele aus Nordeuropa vom Entstehen erster faschistischer Bewegungen in den 1920ern, über das Nasjonal Samling-Regime im Zweiten Weltkrieg, Versuche eines paneuropäischen Faschismus in der Nachkriegszeit (Per Engdahl) bis hin zum heutigen rechtsextremistischem Terrorismus (Anders Breivik) das methodische Handwerkszeug von Geschichts-, Politik- und Kulturwissenschaftler*innen erlernt werden.

Aktive Teilnahme und die Erledigung besonderer Lernleistungen (Umfang: 4 LP) sind notwendig, um die Teilnahme bescheinigt zu bekommen. Um die Texte im Original lesen zu können sind Sprachkenntnisse im Englischen eine Teilnahmevoraussetzung. Sprachkenntnisse in skandinavischen Sprachen sind von Vorteil, aber nicht zwingend.

Semester: WiSe 2021/22