Ein Porträt zu realisieren, sei es als Radiobeitrag, Dokumentarfilm oder Printinhalt, ist eine Kunst für sich, die zugleich mit einer immensen journalistischen Verantwortung verbunden ist. Im Idealfall schafft es der/die ErzählerIn einer Person so nahe zu kommen, wie es zuvor nur wenigen möglich war. Diese Nähe ist zum einen wichtig, um gezielt den Charakter, die Leidenschaft oder die Vision eines Menschen offenlegen zu können, zum anderen birgt sie die Gefahr, sich mit dem zu Porträtierenden gemeinzumachen. Immer wieder obliegt es dem Journalisten daher, seine Beschreibungen zu hinterfragen und auch die Schwerpunktsetzung innerhalb seiner Erzählung; denn bereits diese stellt eine Wertung dar. Die Herausforderung liegt darin, eine Balance zu finden, die richtige dramaturgische Gestaltung zu konzipieren, Erzählfiguren mit inhaltlichem Mehrwert zu wählen, die vertrauenswürdige Geschichten liefern; mit seiner Sprache sensibel umzugehen, die „richtigen Worte“ zu gebrauchen, Aussagen zu relativieren und einzuordnen.

Im Seminar erfahren die Studierenden eine Sensibilisierung durch die Betrachtung und Analyse verschiedener Porträts. Kritisch wird dabei die Haltung der Journalistin/des Journalisten hinterfragt. Verschiedene Porträtformen werden aufgezeigt und erprobt wie das direkte Porträt (der zu Porträtierende steht selbst als Haupterzählfigur im Fokus) oder das indirekte Porträt (Personen, die dem zu Porträtierenden nahestehen, erzählen über diese Person); Vor- und Nachteile dieser Narrative werden herausgearbeitet.

 

Themenschwerpunkte:

  • Musikdokumentarfilme; Radioporträts und Printerzählungen
  • Die direkte und indirekte Narration; die Reportage als Sonderform
  • Den Anlass und Schwerpunkt einer Geschichte finden
  • Die journalistische Autorenhaltung (auch in Abgrenzung zu PR- und Marketing)
  • Interview- und Fragetechniken; Recherche
  • Nähe als Chance und Risiko: Objektivität als Herausforderung
  • Mit Sensibilität einen Charakter zeichnen
  • Die Funktion der Sprache: Erzählerische Kraft und Mittel zur Differenzierung zugleich
  • Dramaturgische Planung und Gestaltung

 

Seminarleistung: Die Studierenden erstellen selbst ein Porträt in Form eines Radio-, Video- oder Printinhaltes. Die Form wird frei gewählt. Eine oder mehrere Personen werden hierzu interviewt. Die Studierenden melden sich bitte vorab zum Seminar über Moodle an.


Semester: WiSe 2021/22