Christoph Ransmayrs Gesamtwerk zeichnet sich durch eine einzigartige thematische und erzählerische Vielfalt aus. Umso interessanter ist es, nach den großen Konstanten seines Œuvres zu fragen. Die Forschung hat im Laufe der Zeit viele Antworten auf diese Frage gefunden: So wurde Ransmayr eine „Poetik der Erinnerung“ (Rainer Godel) zugeschrieben, die Metamorphose als „Grundprinzip der Romanstrukturen“ (Attila Bombitz) ausgemacht, eine „Technik des poetischen Palimpsests“ (Alexander Kosenina) als wesentlich erkannt sowie die Kalligraphie als Grundform seiner „Poetik des Verschwindens“ (Doren Wohlleben) verstanden. Doch auch noch ein weiterer Grundzug, der alle Werke wie ein roter Faden verbindet, ist offensichtlich: Ganz zentral geht es bei Ransmayr immer (auch) um eine Darstellung und Thematisierung von Zeit.

Das Seminar wird sich deshalb mit den unterschiedlichen Ausprägungen von Ransmayrs „Poetik der Zeit“ auseinandersetzen. Im Zentrum wird dabei eine intensive Analyse der Romane „Die Schrecken des Eises und der Finsternis“ (1984), „Die letzte Welt“ (1988), „Morbus Kitahara“ (1995) sowie „Cox oder Der Lauf der Zeit“ (2016) stehen, die durch die Lektüre einiger Essays sowie von Ausschnitten aus dem „Atlas eines ängstlichen Mannes“ (2012) ergänzt werden soll.

Semester: WiSe 2021/22