Ziel dieses Projektseminars ist die Fertigstellung eines professionellen Dokumentarfilms über staatliche, betriebliche und private Alterssicherungsmaßnahmen in der Bundesrepublik Deutschland seit den 1970er Jahren. Dafür arbeiten wir mit professionellen Filmschaffenden zusammen.

Es besteht in der Forschung ein weitgehender Konsens, dass sich die Architektur sozialer Sicherheit gerade im Bereich Alterssicherung seit den 1970er Jahren erkennbar wandelt. Sicherungsarrangements sind vielfältiger geworden, „neue“ Akteure stoßen in die institutionelle Architektur des Wohlfahrtsstaates vor und verändern oder „vermarktlichen“ soziale Sicherheitsarrangements auf vielfältige Weise. Demographischer Wandel, neue Sicherheitserwartungen, sich verändernde Geschlechterbeziehungen und Familienstrukturen, der Wandel von Lohnarbeit und neue Konzepte im Bereich Vermögensverwaltung, Verantwortung und Vorsorge: Alterssicherung befindet sich im Fluss. Sowohl Staat und Gesellschaft als auch Unternehmen und Individuen stehen vor wachsenden Herausforderungen.

Im Rahmen des Projektes sollen zentrale politische, wirtschaftliche und soziale Konfliktlinien der Altersvorsorge in der Bundesrepublik analysiert und filmisch – über Zeitzeug:innen- und Expert:inneninterviews, die Arbeit mit historischen (Archiv-)Quellen und (Film-)Medien – aufbereitet werden. In den Lehrveranstaltungen soll sowohl das inhaltlich-thematische Grundlagenwissen über die Veränderungen von Alterssicherung in den vergangenen Jahrzehnten als auch das Filmkonzept selbst erarbeitet werden. Dabei werden sowohl filmtechnische und -ästhetische Fragen als auch geschichts- und sozialwissenschaftliche Konzepte (Public History, Oral History, Visual History) reflektiert und auf ihre Praxistauglichkeit hin überprüft.

Das Projekt ist in sieben Teilabschnitte gegliedert:

  • Fachwissenschaftliche Einführung in die Geschichte des deutschen Alterssicherungssystems seit dem 19. Jahrhundert; Fokus dabei auf die Zeitgeschichte des AlterNeins und der Altersvorsorge in Deutschland
  • Bildung von drei Projektgruppen, die sich jeweils vertieft in eine der drei Säulen der Altersvorsorge einarbeiten: staatlich, betrieblich, privat. Dabei erarbeiten die Teilnehmer:innen a) zentrale Forschungsthemen, Konfliktfelder, Akteure und Zäsuren, b) eine Liste möglicher Expert:innen und c) eine umfangreiche Datenbank zugänglicher historischer Daten & Quellen (Print, Foto, Film, Audio).
  • Filmwissenschaftliche Einführung in Geschichte, Ästhetik und Praxis des Dokumentarfilms sowie notwendiges technisches Know-how über wissenschaftliche Dokumentarfilme
  • Erstellen von Filmskripten innerhalb der drei Projektgruppen
  • Durchführung der Dreharbeiten (Interviews, Erstellen von Graphiken und Akquise historischen Filmmaterials)
  • Sichtung des Materials, Erstellen eines Schnittkonzeptes und Umsetzung durch eine:n professionelle:n Cutter:in
  • Präsentation des Films, Public Screening mit anschließender Diskussion und Festvortrag

Das Projekt wird durch einen seminarbegleitenden Blog ergänzt. Hier soll einerseits Wissenschaftskommunikation im digitalen Bereich ermöglicht werden, anderseits wird der Blog ein Forum zur Debatte bieten.

Semester: WiSe 2021/22