Spätestens seit dem "Sommer der Migration" im Jahr 2015 ist die europäische Migrations- und Grenzpolitik ins Zentrum gesellschaftspolitischer und wissenschaftlicher Debatten gerückt. Dabei geht es in erster Linie um den Versuch Migration zu kontrollieren, diese Kontrolle zu vereinheitlichen und Grenzen zu konstituieren. Demgegenüber stehen umkämpfte Aushandlungsprozesse um Bewegungsfreiheit, das Recht auf Asyl, das Recht Rechte zu haben, um Teilhabe und Zugehörigkeit. Dieses Seminar möchte einen Überblick verschaffen und Fragen aufwerfen wie: Was sind eigentlich die Funktionen von Grenzen? Wer kontrolliert Grenzen und zu welchem Zweck? Was macht FRONTEX und wieso gibt es zivile Seenotrettung? Wo wird überhaupt europäische Migrationspolitik betrieben und wer entscheidet darüber? Wir starten mit einem theoretischen Überblick über die klassische Migrationsforschung und ihrer Kritik, wir befassen uns mit  Frage der Genealogie und symbolischen Funktion von Grenzen, gehen auf kulturwissenschaftlichen Ansätzen der Autonomie der Migration ein, nähern uns Konzepten der Versicherheitlichung von Migration, der Europäisierung aber auch Externalisierung von Migrationspolitik und landen schließlich bei Perspektiven zu Citizenship und migrantischem Widerstand gegen das europäische Grenzregime sowie Ansätzen wie "open borders", die grundsätzlich die Legitimität von Grenzen in Fragestellen. Abschließend widmen wir uns ausgewählten empirischen Untersuchungen und Fallbeispielen zu gegenwärtigen Prozessen in Europa und Deutschland.

Semester: SoSe 2021