In Bibliotheken liegen Bücher nicht nur verwahrt in Regalen und
Magazinen, sondern Bibliotheken sind vor allem auch große Motoren, die
Medien zirkulieren lassen. Das Seminar möchte mit Fokus auf diese
Bewegungen eine dezidiert medienwissenschaftliche Perspektive auf
Bibliotheken und ihre Medien der Zirkulation ausloten, die bisher so
noch wenig untersucht wurden. Denn selbst Medien der Bewahrung wie
beispielsweise Kataloge, die Buchbestände verzeichnen, sind ebenso auch
für die Zirkulation von Büchern, für das Hervorholen und Ablegen der
verzeichneten Bestände, wirksam. Spätestens seitdem Bibliotheken sich im
19. Jahrhundert vermehrt einem allgemeinen Bildungsauftrag
verschreiben, entstehen Gebäude, Apparate und Arbeitsprozesse, mit der
Absicht, die Bücher unter das „Volk“ und potentielle Leser*innen zu den
Büchern zu bringen. Die gesammelten Bücher liegen nicht nur im Lager,
sondern werden von dort mit immer neuen Vorrichtungen, Apparaten und
Maschinen in Bewegung gebracht, damit sie gebunden, gefunden,
ausgeliehen, gelesen, zurückgebracht, und wieder ausgeliehen werden
können. Medien und Technologien wie Förderbänder, Kataloge,
Mitgliedsausweise, Benutzungsordnungen, Technologien der Kompression
(z.B. Mikroform) und Gebäudearchitekturen bilden die Bibliothek. In
welchem Verhältnis stehen die Medien der Bibliothek zu den Aufgaben, die
den Bibliotheken jeweils politisch und kulturell zugeschrieben werden?
Welche Ein- und Ausschlüsse werden durch diese Medien produziert? Wo
wirken die Bibliotheksmedien über die Bibliothek hinaus? Welche
außerbibliothekarischen Technologien nehmen Bibliotheken auf und wie
werden diese hier adaptiert? Diesen und anderen Fragen will das Seminar
anhand von ausgewählten historischen und heutigen Beispielen nachgehen.
- Kursverantwortliche/r: Hannah Wiemer