Unter dem Einfluß der Anthropologie und der Mikrosoziologie hat sich die
Geschichtswissenschaft in den letzten Jahrzehnten immer mehr auf
Akteure, Subjekte und Handeln konzentriert denn, wie vor allem in der
Sozialgeschichte, auf Strukturen und Prozesse. Bei der Praxeologie
handelt es sich um eine Radikalisierung handlungstheoretischer Ansätze:
Anders als in der klassischen Handlungstheorie postuliert sie, dass
unser alltägliches Tun nicht so sehr auf „Sinn“ orientiert ist denn in
Routinen, Eingeübtem oder Ritualen abläuft. Der Blick richtet sich damit
auf das Selbstverständliche und Nichtartikulierte. „Strukturen“ sind
demgemäß nur zu denken als auf Dauer gestelltes Handeln. Derzeit gibt es
in der Geschichtswissenschaft nicht nur eine rege theoretische
Diskussion, sondern auch inzwischen viele empirische Beispiele
historischer Praxeologie. Die Übung möchte, ausgehend von theoretischen
Überlegungen, einige dieser empirischen Beispiele diskutieren und so
auch Anleitungen für eigenes praxeologisches Forschen geben.
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Thomas Mergel
- Kursverantwortliche/r: Giulia Ross