Das Seminar untersucht die Zusammenhänge zwischen Musik, Politik, Ideologie, Propaganda und Exil in der westlichen Welt in der Zeit zwischen dem Ersten Weltkrieg und dem Ende des Kalten Krieges am Beispiel des kompositorischen und theoretischen Schaffens Hanns Eislers (1898—1962). Der Schüler Schönbergs wandte sich ab Ende der 1920er Jahre von der expressionistischen Ästhetik seines Lehrers ab. Im “roten” Berlin der Weimarer Zeit und ab 1933 im europäischen und USA-Exil komponierte er zahlreiche der Arbeiterbewegung bzw. dem Antifaschismus verpflichtete Vokal-, Chor-, Rundfunk-, Filmmusik- und Theaterwerke.  Zurück in (Ost-)Berlin ab 1949 erstrebte Eisler – nach eigenen Worten – eine „neue Einfachheit“, einen musikalischen Stil, „der höchste Kunstfertigkeit, Originalität und hohe Qualität mit der größten Volkstümlichkeit verbinden kann“. Bis zu seinem Tod 1962 und danach blieb die Rezeption seiner Musik in beiden Teilen Deutschlands problematisch. Das Seminar möchte seine Musik und Schriften vor dem Hintergrund ästhetischer und politischer Entwicklungen des 20. Jahrhunderts beleuchten. Die Ergebnisse meines aktuellen Forschungsprojektes Hanns Eisler in Republican Spain werden dabei vermitteln. Zu einigen Sitzungen werden einige der bedeutendsten Eisler-Forscher zur Diskussion eingeladen.

Semester: SoSe 2021