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Wie können wir ausgehend von unseren geistigen Zuständen, die uns unmittelbar präsent sind, ein Wissen von Dingen außerhalb unseres Geistes gewinnen? Ist ein solches Wissen überhaupt möglich? Und auf welche Arten von Dingen bezieht es sich? Diese fundamentalen Fragen diskutiert David Hume in seiner Untersuchung über den menschlichen Verstand (Enquiry concerning Human Understanding). Er entwirft eine radikal empiristische Theorie, der zufolge wir nichts annehmen dürfen, was uns in unseren geistigen Zuständen nicht zugänglich ist, und uns auf keine metaphysischen Spekulationen einlassen sollten. Ziel des Seminars ist es, diese Theorie ausgehend von einer sorgfältigen Textlektüre zu rekonstruieren. Es soll genauer bestimmt werden, wie wir Hume zufolge auf empirischer Grundlage ein Wissen von der Welt gewinnen können, aber auch wo die Grenzen dieses Wissens liegen. Gleichzeitig soll auch die Forschungsliteratur zu Hume kritisch diskutiert werden. Seine Theorie ist nämlich nicht nur als empiristisch, sondern auch als skeptisch oder naturalistisch bezeichnet worden. Es soll genauer untersucht werden, ob diese Charakterisierungen tatsächlich zutreffen.

Für den Seminarbesuch ist keine besondere Kenntnis der Untersuchung über den menschlichen Verstand erforderlich, auch keine Vertrautheit mit der frühneuzeitlichen Philosophie. Es wird jedoch erwartet, dass sich alle Teilnehmenden intensiv mit dem Primärtext befassen und sich in die neuere Forschungsliteratur einlesen, um sich kritisch und eigenständig mit ihr auseinanderzusetzen.

Zur Anschaffung empfohlen:

  • Hume, David, Enquiries concerning Human Understanding and concerning the Principles of Morals, ed. P. H. Nidditch, Oxford: Clarendon 1994 [englische Standardausgabe].
  • Hume, David, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand, hrsg. von L. Wiesing, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 2007 [deutsche Übersetzung mit Kommentar].

Als Hintergrundliteratur empfohlen:

  • Ainslie, Donald C., Hume’s True Scepticism, Oxford: Oxford University Press 2015 [beste Darstellung des Skeptizismus].
  • Ainslie, Donald C., und Butler, Annemarie (Hrsg.), The Cambridge Companion to Hume’s Treatise, Cambridge: Cambridge University Press 2015 [behandelt die wichtigsten Themen, die auch in der Enquiry im Vordergrund stehen].
  • Garrett, Don, Cognition and Commitment in Hume’s Philosophy, Oxford: Oxford University Press 1997 [einflussreiche Interpretation der Kognitions- und Erkenntnistheorie].
  • Garrett, Don, Hume, London: Routledge 2015 [aktuellste und beste Gesamteinführung].
  • Kulenkampff, Jens, David Hume, München: Beck 1989 [kompakte deutsche Einführung].
  • Norton, David Fate, und Taylor, Jacqueline (Hrsg.), The Cambridge Companion to Hume, 2nd edition, Cambridge: Cambridge University Press 2009 [Überblick über die wichtigsten Themen der theoretischen und praktischen Philosophie].
  • Stroud, Barry, Hume, London: Routledge 1977 [klassische, immer noch einflussreiche Gesamtdarstellung].

Semester: SoSe 2021