Der Stellenwert der Zeitschriften bei der Herausbildung der homosexuellen Emanzipationsbewegung(en) zu Beginn des 20. Jahrhundert bis 1933 ist nicht zu unterschätzen. Sie fungierten als Motor, um Netzwerke herauszubilden, ein homosexuelles Selbstverständnis zu entwickeln und einen Austausch zu ermöglichen sowie als Plattform für Aufklärung und politischen Aktivismus.
Das SE widmet sich Literatur in Zeitschriften und Zeitschriften als Literatur vor dem Hintergrund der Frage, welche Rolle dem Medium bei der Formierung erster homosexueller Bewegungen und Gemeinschaften im deutschsprachigen Raum zukommt.
Homosexuelles Leben und (Sub-)Kultur im Kaiserreich und in der Weimarer Republik waren zwar einerseits geprägt von Repression und Diskriminierung, andererseits war es erstmals möglich, den Diskurs über Homosexualität in einer breiteren Öffentlichkeit und den politischen Kampf für Gleichberechtigung und Entkriminalisierung zu führen. In diesem Spannungsfeld bildete sich ein kleiner, aber differenzierter Zeitschriftenmarkt aus, der es in nie dagewesenem Maße ermöglichte, Literatur mit homosexueller Thematik zu veröffentlichen.
Anhand ausgewählter Zeitschriften, die sich an ein lesbisches, schwules oder trans*-Publikum richteten (u.a. Die Freundin, Frauenliebe, Der Eigene, Die Freundschaft, Das 3. Geschlecht), wird der Bezug zur bzw. die Funktionalisierung der (Zeitschriften-)Literatur mittels verschiedener Fragestellungen erkundet.
Ziel des Seminars ist es, kulturwissenschaftliche Aspekte subkultureller Entwürfe von Homosexualität in ihrer spezifischen literarischen Darstellung in Zeitschriften in den Blick zu nehmen.

Semester: SoSe 2021