E.T.A. Hoffmanns Erzählungen sind notorisch mit dem Geschick von Außenseitern befasst, die für die Prosa bürgerlicher Verhältnisse wenig Sinn zeigen. In ihrem Umfeld stoßen diese Sonderlinge auch deshalb auf Unverständnis, weil sie für Bizarres und Phantastisches höchst empfänglich sind. Zu ihnen zählen reisende Enthusiasten, kauzige Komponisten, wahnsinnige Einsiedler, tollpatschige Studenten und neugierige Kinder, die sich bereitwillig mit Hexen, Magiern und sonstigen Hütern eines obskuren Geheimwissens einlassen. Am Ende wissen sie oft selbst nicht mehr, wo ihre Wahrnehmung aufhört und die Einbildung beginnt.Das SE hat einführenden Charakter und möchte mit E.T.A. Hoffmann einen der populärsten Autoren der deutschen Romantik vorstellen. Die Auseinandersetzung mit dem Personal seiner Erzählungen soll von zwei Aspekten geleitet sein: einerseits der Verknüpfung von Devianz und künstlerischer bzw. wissenschaftlicher Spezialbegabung, andererseits den Formen der Nachtaktivität, die viele dieser Protagonisten entwickeln, meist ohne sich dessen bewusst zu sein. Ein weiterer Schwerpunkt wird auf den vielfältigen naturphilosophischen, medizinischen und psychiatrischen Intertexten liegen, die Hoffmanns Geschichten zitieren, um ihre Phantastik als Spielart eines modernen Realismus zu beglaubigen.

Das SE wird in einer Mischung aus synchronen und asynchronen Elementen durchgeführt. Vorgesehen sind wöchentliche Videokonferenzen.

 


Semester: SoSe 2021