Als „Paratexte“ sind – der Definition des französischen Literaturtheoretikers Gérard Genette zufolge – solche Texte zu verstehen, die in Büchern und Zeitschriften einen Haupttext umlagern und sich ihm als marginales „Beiwerk“ unterordnen, ohne damit für die Aufnahme, die ein Werk beim Lesepublikum findet, unerheblich zu sein. Nebentexte dieser Art beginnen bei den Namen, die Autorschaften klären oder verschleiern, und erstrecken sich über Titel und Titelbilder, Motti, Vor- und Nachworte, Klappentexte, Widmungen und Fußnoten bis hin zu Annoncen, Rezensionen, Interviews, Debatten und Selbstkommentaren. Im Umraum von Romanen, Erzählungen und Gedichten kann so eine dicht besiedelte Peripherie entstehen, an der sich heterogene Stimmen Wort melden, um die Rezeption der Texte mal diskret, mal vehement zu steuern. – Das SE wird in Auseinandersetzung mit Genettes einschlägiger Studie grundlegende Kategorien und begriffliche Differenzierungen seines Konzepts erarbeiten und an literarischen Beispielen aus dem 17. bis 20. Jahrhundert diskutieren. Neben kritischen Einsprüchen gegen Genettes Konzept sollen dabei auch Versuche mitverhandelt werden, seine Taxonomie zu erweitern.


Das SE wird in einer Mischung aus synchronen und asynchronen Elementen durchgeführt. Vorgesehen sind wöchentliche Videokonferenzen.

Semester: SoSe 2021