Sexualerziehung steht vor der Aufgabe, Wissen über einen prekären, schwer fassbaren und affektiv aufgeladenen Gegenstandsbereich zu vermitteln – und das am besten leicht verständlich, unterhaltsam oder einer bestimmten politischen Agenda folgend. Wie jeweils mit diesen Herausforderungen umgegangen wird, äußert sich nicht nur in den Inhalten, sondern auch in der formalen Gestaltung, Materialität und Medialität. Welche eigentümlichen Effekte entfalten die ästhetischen Verfahren von Aufklärungsmedien – eventuell im Widerspruch zum inhaltlich behaupteten? Was wird durch die Darstellungsweisen sag- und sichtbar, was nivelliert und zum Verschwinden gebracht? Ausgehend von der These, dass auch als progressiv geltende Aufklärungsformate auf Imperativen des souveränen Könnens und Beherrschens basieren, welchen feministisch-empowernde als auch neoliberale Implikationen innewohnen, wird nach Sexualvermittlungen Ausschau gehalten, die Widerfahrnis, Unsicherheit und Verwundbarkeit, aber auch merkwürdig-lustvolle Überschüsse oder einen ethischen Bezug zum Anderen betonen – die nicht nur in Curricula, sondern auch in Kunstwerken und popkulturellen Phänomenen gefunden werden können.

Semester: WiSe 2020/21