Lange Zeit hat sich die Geschichtswissenschaft vor allem als Textwissenschaft verstanden. Die Auseinandersetzung mit den schriftlichen Hinterlassenschaften früherer Gesellschaften und Kulturen stand im Vordergrund. Deren visueller Aspekt hingegen wurde nur selten betrachtet und wenn doch, dann oft nur, um als Illustration zu dienen. Damit jedoch wurde ein wichtiger Teil von Kultur und Gesellschaft ausgeblendet, der für das Verständnis früherer Epochen mindestens ebenso grundlegend ist wie deren textliche Hinterlassenschaften.

Im Rahmen des Seminars wollen wir diesen Teil der Geschichte am Beispiel der mittelalterlichen Kultur näher kennenlernen. Wir wollen danach fragen, wie Bilder und visuelle Zeichensysteme von den Zeitgenossen genutzt und verstanden wurden und wie wir durch die Beschäftigung mit der visuellen Kommunikation des Mittelalters neue Perspektiven auf diese Epoche eröffnen können.

Im Rahmen des Seminars wollen wir uns dabei zunächst mit methodischen Zugängen zu Bildern als Quellen der historischen Forschung beschäftigen. Darauf aufbauend wollen wir dann verschiedene Medien und Genres von Skulpturen, Fresken, Tafelmalereien und Handschriftenminiaturen bis hin zu Siegeln, Münzen und Badges in ihrer historischen Entwicklung näher kennenlernen, um uns so ein besseres Verständnis der visuellen Seite des Mittelalters zu erarbeiten.


Semester: WiSe 2020/21