Der Siegeszug der Computer in all ihren Formen hat einen Wandel bewirkt, der mittlerweile alle gesellschaftlichen Bereiche durchdrungen hat. Oft wird dieser Wandel als Zäsur, ja als Revolution gedeutet, die einen radikalen Bruch sozialer, politischer, ökonomischer, kultureller und auch privater Praktiken erzwingt. Doch so richtig es ist, dass die digitale Technik nachhaltige und grundlegende Veränderungen hervorgebracht hat (und noch hervorbringen wird), so irreführend ist die Deutung des digitalen Wandelns als Zäsur: Tatsächlich ist die Digitalisierung eine sehr alte Kulturtechnik, die bereits der Entstehung der Alphabetschrift oder der Zahlensysteme zugrunde liegt, und in der Zivilisationsgeschichte auch vor der Erfindung binär-rechnender Maschinen Spuren hinterlassen hat.
Das Seminar will zweierlei leisten: Es will an ausgewählten Beispielen die historischen Ursprünge der Digitalisierung freilegen und ihre Auswirkungen auch in vormodernen Zeiten verfolgen; und es wird an aktuellen Fallbeispielen (und auf der Basis neuester Publikationen) zeigen, inwiefern die digitale Technik der Computer der Gegenwart Antworten auf Probleme gibt, die sich vor allem in der Moderne seit etwa 200 Jahren herausgebildet haben.
- Kursverantwortliche/r: Prof. Dr. Stefan Münker