Dieser Moodle Kurs ist angelegt für alle Interessierten sowie die Studierenden der Module MA EWI 6.1 und MA EWI 9

Das Verhältnis der Generationen scheint irritiert, die Erfahrungsdifferenz zwischen den Generationen wird immer größer, scheint sich z.B. in der „Fridays for future“-Bewegung nicht nur umzukehren, sondern scheint immer weiter auseinander zu klaffen. Angesichts der Pluralisierung der Lebensstile, von Klimakatastrophen, digitaler Virtualisierung und Beschleunigung ist unklarer und unsicherer denn je, wer was auf welche Art und Weise weitergeben kann bzw. weitergibt. Tradition und Erbe haben nicht nur einen „Auraverlust“ erlebt, sondern scheinen gänzlich entzaubert.

Das Verhältnis der Generationen und die Praktiken, Inhalte und Relationen kultureller Weitergabe werden im Zuge postmoderner und postindustrieller Diskontinuitäts-, Kontingenz- und Fremdheitserfahrungen sowie im Kontext von gesellschaftlichen und „natürlichen“ Krisenerfahrungen immer fragwürdiger. Galt schon der Begriff der Generation in seiner historischen Bestimmung bei Schleiermacher als Problemanzeige, mit der auf gesellschaftlichen, technischen, politischen und wissenschaftlichen Wandel reagiert wird, so kann vielleicht heute der Begriff der Generation und des Generationsverhältnisses kaum noch als belastbare Kategorie gelten.

 

Weitergabe in einem genrationalen Zusammenhang als Praxis und Phänomen als ein zentraler Terminus der Pädagogik und der Erziehungswissenschaft wird in diesem Forschungskolloquium problematisiert. Damit soll auch der kulturelle, soziale, generationale, diskursive und temporale Kontext von Erziehung und Pädagogik thematisiert werden, der sich als eine besondere Form der Wiederholung beschreiben lässt. Zudem soll der materiale Gehalt dessen in den Blick kommen, was weitergegeben wird (die „Sache“, das „Material“, das „Erbe“, die „Tradition“) sowie die kulturellen, sozialen, subjektiven und leiblichen Bedingungen, unter denen das geschieht. Dieser erziehungstheoretische Zusammenhang soll somit auch unter der Fragestellung verhandelt werden, wie aktuell ein diskursiver, metaphorischer, praktischer oder narrativer Bezug zum Pädagogischen bzw. zu dem, was unter Weitergabe, Tradition, Erbe und Erziehung verstanden wird, möglich werden kann.

Es werden einschlägige historische und aktuelle Texte zum Thema gelesen und diskutiert sowie renommierte Expert*innen als Referenten eingeladen.


Semester: WiSe 2020/21