Kurs-Information

Als "systemrelevant" werden im Allgemeinen Institutionen, Berufe oder Wirtschaftsbereiche bezeichnet, die für die Erhaltung eines Systems von besonderer Bedeutung sind. Jedoch hat sich das gesellschaftliche Verständis davon, welche Dinge systemrelevant sind, stark verändert - benutzten wir den Begriff zu Zeiten der Finanzkrise von 2008/09 noch für besonders große Banken ("too big to fail"), ist während der Corona-Pandemie dabei vor allem von Berufsgruppen in den Bereichen der Gesundheits- oder der Nahrungsmittelversorgung die Rede. Wie kam es zu dieser Kehrtwende? Was eint Dinge, die in verschiedenen Kontexten als systemrelevant bezeichnet werden, worin unterscheiden sie sich? Von welchem System sprechen wir dabei eigentlich - und über welches sollten wir sprechen?

Mit diesen und anderen Fragen zum Modewort "systemrelevant" wollen wir uns in diesem Semester anhand verschiedener Beispiele beschäftigen, die in gewissem Sinne als systemrelevant (oder als Gegenteil davon) bezeichnet werden (können) -  neben Banken und Care-Arbeit wird es also auch z.B. um "Bullshit-Jobs", digitale Plattformen, Wirtschaftswachstum, Arbeitslosigkeit und Ungleichheit gehen. Dazu lesen wir unter anderem Texte aus Strömungen der (neo-) marxistischen, der feministischen, sowie der Postwachstumsökonomik.

Das Interdisziplinäre Studentische Kolloquium (ISK) ist eine offene Veranstaltung für Diskussion im Bereich der Ökonomie und darüber hinaus. Wir gestalten unsere Sitzungen gemeinsam, diskutieren Texte aus verschiedenen Disziplinen und setzen uns kritisch mit verschiedenen Theorien, ihren Annahmen und ihrer Wirkmacht auseinander. Voraussetzung ist - neben der regelmäßigen Lektüre - die Bereitschaft, sich auf andere Denkweisen und neue Konzepte einzulassen. Zudem besteht auch die Möglichkeit, eigene Arbeiten vorzustellen oder eine Sitzung zu einem Thema zu gestalten. Es können keine ECTS erworben werden.

Die Organisator*innen sind Aktive in der studentischen Gruppe „Was ist Ökonomie?", Kontakt: info@wasistoekonomie.de